Wohnungslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Menschen vermeiden

Der Deutsche Caritasverband hat eine Stellungnahme zu den Anfragen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE veröffentlicht. In den Anfragen geht es um Strategien, die Wohnungslosigkeit von Jugendlichen und jungen Menschen zu vermeiden und Perspektiven zu eröffnen.

Stellungnahme zu den Anträgen „Sofa-Hopping ist keine Perspektive – Strategien gegen Wohnungslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN (BT-Dr. 19/20785) und „Housing First konsequent umsetzen – Perspektiven für Straßenkinder und wohnungslose junge Menschen eröffnen“ der Fraktion DIE LINKE (BT-Dr. 19/24642)

Zusammenfassung
Obdach- und Wohnungslosigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen dürfte es in Deutschland eigentlich gar nicht geben, da die Eltern oder ersatzweise die Kinder- und Jugendhilfe die Verantwortung für ein Aufwachsen in Schutz und Sicherheit tragen. Dennoch geht das Deutsche Jugendinstitut davon aus, dass ca. 37.000 Jugendliche und junge Menschen in Deutschland von dieser extremen Form der sozialen Ausgrenzung betroffen sind (Beierle/ Hoch 2017: S. 9). Die aktuelle Corona-Krise hat die Situation von wohnungslosen jungen Menschen noch verschärft: Social Distancing ist ohne eigene Wohnung schwer umzusetzen. Gleichzeitig sind Unterstützungsangebote und Zugänge zu Hilfestrukturen durch die Corona-Pandemie teilweise zurückgefahren oder ganz eingestellt worden.

In dieser Situation ist es aus Sicht des Deutschen Caritasverbandes besonders dringlich, dass sich der Bundestag mit diesem Thema befasst und Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit diskutiert. Die Ursachen für Wohnungslosigkeit von jungen Menschen sind in der Regel komplex: Die Trennung und Scheidung der Eltern, der drohende Wohnungsverlust der Familie, psychisch kranke Eltern, die Inhaftierung eines Elternteils, das (Mit-)Erleben häuslicher Gewalt, schwierige und/ oder abgebrochene Bildungswege und Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Sanktionserfahrungen, Überschuldung, Gewalterfahrungen, Drogen und Alkoholprobleme sind nur einige Probleme, die häufig kumulieren und auf die Straße führen.

Die Anträge der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE haben beide eine ganzheitliche Sicht auf die Problemlagen dieser jungen Menschen und schlagen entsprechend ein breites Spektrum an Maßnahmen vor. Der Deutsche Caritasverband stimmt zu, dass zu Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit sowohl die finanzielle Absicherung, das Vorhandensein einer auf die Bedürfnisse dieser Jugendlichen ausgerichteten sozialen Infrastruktur, ausreichend bezahlbarer und verfügbarer Wohnraum, bessere Chancengleichheit im Zugang zu Bildung und Ausbildung, Beratung sowie die Unterstützung in der Selbstorganisation von hoher Bedeutung sind, damit die Abwärtsspirale durchbrochen werden kann. Notwendig sind aber auch ein besseres politisches Monitoring und die Entwicklung von abgestimmten Hilfestrukturen über alle Rechtskreise und föderalen Ebenen. Das Grundrecht auf Wohnen muss im Mieterschutz und Sozialrecht wirksam abgesichert werden.