Themenheft »Strafrechtspflege und Migration«

In der aktuellen Ausgabe des Informationsdienst Straffälligenhilfe beleuchten wir einige Aspekte des Themas "Strafrechtspflege und Migration". Lesen Sie hier das Editorial und werfen einen Blick in das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe.

 

Editorial

Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund, die Beratungs- und Hilfeangebote der Freien Straffälligenhilfe in Anspruch nehmen, ist hoch. In unserer Untersuchung aus dem Jahr 2014 stellten wir fest, dass rund 39 Prozent der Hilfesuchenden einen Migrationshintergrund aufwiesen. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren weiter steigen, wenn es nicht gelingt, die vielen Zuwanderer, die in den Jahren 2014/2015 in Deutschland Schutz und Perspektive suchten, wirtschaftlich und sozial zu integrieren. Eine Nebenfolge der aktuellen Migration ist, dass die Straftaten gegen und zwischen Menschen ausländischer Herkunft ansteigen. Die Freie Straffälligenhilfe wird daher zunehmend fachliche Antworten auf komplexe ethnisch-religiös-soziale Bedingungskonstellationen von Straffälligkeit und Resozialisierung finden müssen.
Vor diesem Hintergrund werden wir in dieser Ausgabe einige Aspekte des Themas Strafrechtspflege und Migration beleuchten.
Martin Husamuddin Meyer berichtet aus seiner seelsorgerisch-präventiven Arbeit als Imam im Strafvollzug und plädiert für einen intelligenten, staatlich begleiteten Ausbau der islamischen Gefängnisseelsorge. Seine Erfahrung zeigt, dass religiöse Ansprechpartner maßgeblich dazu beitragen können, Radikalisierung in Haft einzudämmen. (S. 12f)
Den Prozessen des alltäglichen Rassismus in unserer Gesellschaft widmet sich der Esslinger Migrationsforscher Claus Melter. Er nimmt in seinem Beitrag Polizei und Justiz in den Blick und fordert den kritischen Blick auf die eigene Beratungspraxis. (S.14f)
Wolfgang Krell vom Europäischen Forum für angewandte Kriminalpolitik gibt anschließend Einblicke in die inhaltliche Diskussion der Tagung „Konflikt der Kulturen – Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs mit interkulturellen Spannungen“.
(S. 16 -19) In einem Kurzporträt stellt er die Übergangseinrichtung „Le 30“ in Straßburg vor. (S. 36)
Über die Chancen und Risiken der Zuwanderung äußert sich Joachim Walter im Interview auf den Seiten 19f. Der Islamwissenschaftler Michael Kiefer schreibt in seinem Beitrag über grundsätzliche Überlegungen zum Umgang mit dem Phänomen Neosalafismus. (S.24 -27)
Neben dem Schwerpunkt Migration beschäftigt uns aus aktuellem Anlass erneut das Thema Rentenversicherung für Inhaftierte. Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge hatte auf Initiative der BAG-S Empfehlungen zur Einbeziehung von Strafgefangenen in die Rentenversicherung verabschiedet (S. 4-6). Auf der Justizministerkonferenz am 1. und 2. Juni 2016 wurde auch über die Rentenversicherung für Strafgefangene beraten. Ein Resümee zur Konferenz und eine Einschätzung der Ergebnisse gibt uns Dietmar Jochum auf den Seiten 39-41.  
Anregungen zur Lektüre in den Sommerferien finden Sie auf den Seiten 43f. Jana Winter rezensiert dort die us-amerikanische Feldstudie „On the run“ der Soziologin Alice Goffman, über die Perspektivlosigkeit afroamerikanischer Kleinkrimineller. Georg Bastian gibt einen Einblick in die Anforderungen der Wohnungsnotfallhilfe und fasst das Buch „Suppe, Beratung und Politik“ von Stefan Gillich und Rolf Keicher zusammen.
Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf die Bundestagung der BAG-S.
Sie findet vom 21.-22. März 2017 im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn statt. Unter dem Titel »Resozialisierungsanspruch und Wiedereingliederungspraxis – Was hat die Föderalismusreform straffällig gewordenen Menschen gebracht?« nehmen wir die Entwicklung des Strafvollzuges zehn Jahre nach der Föderalismusreform in den Blick. Als Referenten konnten wir unter anderem bereits Prof. Dr. Frank Arloth, Prof. Dr. Bernd Maelicke und Dr. Thomas Galli gewinnen. Wir würden uns freuen, Sie auf unserer Tagung als Gast oder Mitwirkende begrüßen zu dürfen.
Sprechen Sie uns auch gerne an, wenn Sie selbst einen fachlichen Input geben wollen. Nähere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie in Kürze auf der Webseite der BAG-S.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,


Ihre Eva-Verena Kerwien
(Referentin der BAG-S)

 

Inhaltsverzeichnis

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