Studien zum Frauenstrafvollzug

Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes wurde mit Hilfe von acht Teilprojekten „die gegenwärtige politische, rechtliche und gesellschaftliche Transformation hin zu Kriminalisierung, Versicherheitlichung und Strafe“ analysiert. Ein Teilprojekt beschäftigte sich mit dem Frauenstrafvollzug in Deutschland.

Prof. Dr. Friedericke Faust ist Juniorprofessorin am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Göttingen. Sie interessiert sich insbesonder für Politik- und Rechtsanthropologie. Im Rahmen des Projektes hat sie eine Zeitleiste des Frauenstrafvollzugs entworfen. Es werden gesellschaftlichen Moralvorstellungen und Imaginationen über weibliche Kriminalität dargestellt. Anhand spektakulärer Kriminalfälle wird veranschaulicht, wie unterschiedlich der Umgang mit weiblichen Straftaten im Laufe der Jahrzehnte und entsprechend der sich wandelnden gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse ist. Aber auch die kriminologischen Theoretisierung weiblicher Delinquenz und ihr Einfluss auf die nationale und internationale Strafrechtspolitik und -gesetzgebung wird behandelt.

Die Zeitleiste können Sie hier anschauen.

In einer weiteren Untersuchung setzt sich Friedericke Faust gemeinsam mit Klara Nagel konkret mit den Reformen des Frauenstrafvollzugs in Berlin seit dem 1970er Jahren auseinander. Die Autorinnen kommen zu dem Ergebnis, dass die Reformen unter anderem die Haftbedingungen verbessern als auch die Erfahrungen von Frauen mit Abhängigkeiten, Gewalt und Missbrauch besser berücksichtigt werden können. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit blieb aber unberührt. Die Autorinnen sehen darin die Gefahr, dass soziale Benachteiligung in individuelle Pathologie verwandelt wird und damit die Komplexität der geschlechterspezifischen Machtverhältnisse verschleiert bleiben.

Die Arbeit mit dem Titel "The Just Prison? Women’s Prison Reform and the Figure of the “Offender-as-Victim” in Germany" wurde gerade veröffentlicht und kann an auf der Website der Zeitschrift "Studies in Social Justice" gelesen werden.

 

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