Schrumpft das Gehirn während einer Freiheitsstrafe?

Seit es Gefängnisse gibt, wird über die Wirkung der Inhaftierung diskutiert. Kann an diesen Orten Resozialisierung stattfinden oder schadet die Inhaftierung mehr als sie nutzt? Diese Frage wird jetzt erstmals unter einem MRT untersucht von dem Psychiater Johannes Fuß (Institut für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen) und der Psychologin Simone Kühn (Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf).

Sie folgen einem aktuellen Forschungsansatz, der davon ausgeht, dass extreme Umweltbedingungen sich negativ auf Gehirnstruktur und -funktion auswirken. Hierzu haben sie eine DFG Projekt gestartet, indem 115 Gefangenen während der ersten Tage der Untersuchungshaft sowie ein Jahr später diagnostiziert werden: Untersucht werden der psychische Gesundheitszustand, relevante Verhaltensweisen sowie funktionelle und strukturelle Hirnveränderungen. Diese werden mit Kontrollgruppen verglichen, die nicht oder nicht so lange inhaftiert wurden.

In einem aktuellen Fernsehbeitrag des Magazins Nano (3sat) stellen sie ihr Projekt vor. Danach gehen sie davon aus, dass aufgrund der Monotonie und Reizarmut im Vollzug, sich bestimmte Hirnregionen verkleinern bzw. inaktiv werden – weil sie nicht genutzt werden. Dies betrifft Regionen, die fürs Gedächtnis und die Orientierung zuständig sind, aber auch das Kontrollzentrum des Gehirns. Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, hätte dies nach Johannes Fuß erhebliche Konsequenzen für einen Umbau der Gefängnisse, um dem Auftrag der Resozialisierung wirklich gerecht zu werden.

Der Beitrag zeigt anschließend wie ein aktivierender Vollzug aussehen kann und zeigt Gefängnisse aus Finnland, deren Strukturen viel stärker dem „normalen“ Leben angeglichen sind.

Der TV Beitrag ist in der Mediathek von 3sat.de abrufbar.

Die Beschreibung des Forschungsprojektes finden Sie auf der Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft.