Kochen wie im Knast: Straßenmagazin HEMPELS und JVA Neumünster veröffentlichen Kochheft

Im kommenden Jahr wird das Straßenmagazin HEMPELS 20 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums hat HEMPELS ein Kochheft herausgegeben, das ab sofort im Straßenverkauf erhältlich ist. „Wir bieten damit nicht nur den Lesern unseres Straßenmagazins einen Mehrwert, sondern geben unseren rund 220 Straßenverkäufern eine zusätzliche Möglichkeit, ihr Einkommen aufzubessern“, sagt Reinhard Böttner, Geschäftsführer von HEMPELS e.V. Das Kochheft ist in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt (JVA) Neumünster entstanden. Die Fotos des Heftes wurden an verschiedenen Orten in der Anstalt aufgenommen. Sie geben einen Einblick in die von 1901 bis 1905 erbaute Anstalt sowie die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen, die an dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden durchgeführt wurden und werden. Gleichzeitig erlauben sie einen Blick in das Leben hinter Gittern.

Die Rezepte stammen aus der Lehrküche der JVA Neumünster und wurden von Auszubildenden gekocht, die hier ihre Haftstrafe verbüßen. Neben 24 Arbeitsplätzen in der räumlich angegliederten Großküche können acht Inhaftierte in der Lehrküche im Rahmen einer dreijährigen Ausbildung den Facharbeiterbrief zum Koch erwerben. Circa 90 Prozent der jugendlichen und 60 Prozent der erwachsenen Inhaftierten der JVA sind zu Beginn der Haft ohne Berufsabschluss.

Die JVA Neumünster ist zuständig für den Erstvollzug von erwachsenen männlichen Strafgefangenen mit Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis fünf Jahren. Insgesamt gibt es hier 598 Haftplätze. Als zentrale Ausbildungsanstalt des Landes Schleswig-Holstein bietet die JVA Neumünster den Inhaftierten schulische oder berufliche Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen an. Grundsätzliches Ziel ist es, den Gefangenen nach ihrer Entlassung ein Leben ohne weitere Straftaten zu ermöglichen.

Das Kochheft wird an den bekannten Verkaufsstellen in acht schleswig-holsteinischen Städten (Kiel, Lübeck, Flensburg, Eckernförde, Rendsburg, Schleswig, Heide, Husum) von den HEMPELS-Straßenverkäufern angeboten.
Der Verkaufspreis beträgt 1,80 €, davon gehen 0,90 € an den Verkäufer. Den Verdienst können die Verkäufer für ihren Lebensunterhalt nutzen oder sich davon einige Extras leisten oder einfach besser über die Runden kommen.
Denn der Straßenverkauf von HEMPELS ist ein Angebot zur Selbsthilfe für sozial Randständige, Erkrankte oder Süchtige, die einer geregelten Arbeit nicht oder noch nicht nachgehen können. Für viele von ihnen ist die Arbeit als Straßenverkäufer ein erster Versuch, im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen und einigen von ihnen gelingt es, HEMPELS als Sprungbrett in ein neues Leben zu nutzen.


HEMPELS e.V.
Das Straßenmagazin HEMPELS erscheint seit Februar 1996. Der gemeinnützige Verein HEMPELS e.V. mit Sitz   in Kiel engagiert sich seit 1997 für sozial randständige Menschen. Schwerpunkt der Tätigkeit ist die Herausgabe des Straßenmagazins, das von rund 220 Verkäufern in mehreren Städten in Schleswig-Holstein – vor allem in Kiel, Lübeck, Flensburg, Schleswig und Husum – verkauft wird. Diese bekommen so einen niederschwelligen Zugang zu einer Arbeit.

Seit 1999 betreibt HEMPELS e.V. das Vereinscafé „Zum Sofa“ in der Schaßstraße in Kiel. Als Schutzraum und Alternative zum Aufenthalt auf der Straße hat der Verein 2003 in Zusammenarbeit mit der Stadt Kiel den deutschlandweit ersten Trinkraum eröffnet. Er dient als Vorbild für den Umgang mit Alkoholkonsumenten im öffentlichen Raum. HEMPELS e.V. unterhält heute eine Suppenküche und zwei Trinkräume in Kiel und bietet einen Sozialdienst und ein Treuhandkonto an. 2014 ist unter dem Dach der DIAKONIE STIFTUNG Schleswig- Holstein die HEMPELS-Stiftung gegründet worden.

www.hempels-sh.de

Foto: Stefanie Salzer-Deckert / pixelio.de