Kind. Kegel. Kalifat.

Salafismus – ein Problem junger Männer?! Ein Eindruck, der sich aufdrängt, ob in selbstproduzierten Propagandavideos oder in der Medienberichterstattung. Der Spielfilm "Brüder" oder Dokumentationen wie "Sebastian wird Salafist" unterstreichen das. Doch was ist mit den Frauen? Sind sie die "blinden Flecken", die bislang nicht ausreichend berücksichtigt wurden?

In jüngster Zeit scheint ein Wandel einzusetzen. "Der Salafismus wird immer weiblicher", raunt es in den Medien – und wer an Safia S. aus Hannover, die einen Polizisten mit einem Messer angriff, ein mutmaßliches islamistisches Frauennetzwerk in Nordrhein-Westfalen oder die im Irak zu lebenslanger Haft verurteilte "IS"-Anhängerin Lamia K. denkt, mag diesen Eindruck bestätigen.

Richtig ist aber auch, dass über die Rolle, die Frauen im Salafismus spielen, noch viel zu wenig bekannt ist. Klassische Geschlechtervorstellungen dominieren die Debatte, wenn ihre Rolle auf die "Mission am Kochtopf" reduziert wird, von Frauen als "Bräuten" an der Seite von "IS"-Kämpfern oder "Gebärmaschinen" fürs Kalifat die Rede ist. Dass auch sie überzeugte Islamistinnen sein können, wird nur selten erwähnt. Männer werden schnell als Täter identifiziert, Frauen gelten eher als Opfer, die romantisch-verklärten Vorstellungen aufgesessen oder bestenfalls passive Mitläuferinnen sind.

Das fehlende Wissen hat unmittelbar Auswirkungen auf die Prävention: Zu wenig ist bekannt über die spezifischen Gründe, warum sich junge Mädchen und Frauen dem Salafismus zuwenden und wie präventive Maßnahmen für sie gestaltet sein müssen, um Radikalisierungsprozesse zu unterbrechen.

Auch Kinder gehören zu den "blinden Flecken", über die Forschung und Praxis mit Blick auf Radikalisierung noch zu wenig wissen. Wie lässt sich verhindern, dass Kinder, die in salafistisch geprägten Familien aufwachsen, der intoleranten Ideologie ihrer Eltern nacheifern? Ab wann gilt eine Kindeswohlgefährdung als gegeben? Wie wollen, wie sollen wir als Gesamtgesellschaft mit "IS"-Rückkehrerinnen und ihren Kindern umgehen – Resozialisierung oder Repression? Wie müssen präventive Maßnahmen für Frauen und Kinder gestaltet sein? Und: Welche Erfahrungen gibt es mit Blick auf diese Zielgruppen im Rechtsextremismus und inwiefern lassen sich diese auf die Salafismusprävention übertragen?

Die Fachtagung sucht nach Antworten auf diese Fragen. Besondere Aufmerksamkeit wird außerdem Präventionsprojekten geschenkt, mit denen schon jetzt explizit Kinder und Frauen in den Blick genommen werden.

Veranstalter
Bundeszentrale für politische Bildung

Mehr Informationen