„Kind im Knast – wie die Eltern von Inhaftierten mitbestraft werden.“ Ein Radio-Feature

Der Radiosender Bayern 2 sendet am 6. Juni 2020 um 13:05 Uhr und am 7. Juni um 21:05 Uhr eine ausführliche Radio-Dokumentation über die Elterngruppe des Treffpunkt e.V. Nürnberg.

Eltern werden durch die Inhaftierung ihres erwachsenen Kindes einerseits auf die Fürsorgerolle zurückgeworfen, andererseits bleiben sie aus Angst vor Stigmatisierung und Vorurteilen oft alleine mit ihrer Sorge um den inhaftierten Sohn/die inhaftierte Tochter. Viele Eltern suchen die Ursache der Straffälligkeit ihrer Kinder bei sich selbst und die Abgrenzung fällt schwer. Sie investieren sehr viel Zeit, Kraft und Geld, um bei der Resozialisierung zu helfen – und sie leiden.

 

Seit fast 30 Jahren bietet die Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten beim Treffpunkt e.V. in Nürnberg Unterstützung in dieser besonderen Lebenssituation an. Eines der Angebote der Beratungsstelle ist die monatlich stattfindende Gesprächsgruppe für Eltern. Ziel der Gruppe ist es, den Teilnehmer*innen ihre Handlungsfähigkeit zurückzugeben und dem Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit entgegenzuwirken. Die Gruppe bietet den notwendigen Schutzraum, um offen und angstfrei über das Thema Haft und die damit verbundenen Sorgen der betroffenen Väter und Mütter zu sprechen.

Die Teilnehmer*innen sind Mütter und Väter, Akademiker*innen und Angestellte, Betriebsräte und Selbstständige … Ganz normale Menschen in einer prägenden Lebenssituation: Ein Kind ist im Gefängnis.

Erfahrene Autoren des Features sind Ralf Bücheler und Frank Wierke. Sie hatten die Idee, die Gruppe über einige Monate zu begleiten, den Verlauf aufzunehmen und einzelne Teilnehmer*innen ihre Geschichte erzählen zu lassen. Vor der Realisierung war im Vorfeld sehr viel Vertrauensarbeit notwendig. Nicht alle waren dazu bereit, sich aufnehmen zu lassen, aus Angst, erkannt zu werden.

Entstanden ist ein ca. einstündiger Bericht, der die Sorgen, Ängste und Hoffnungen der Eltern dokumentiert. Es geht um Schuldgefühle und Schuldenregulierung, die Angst um die Zukunft der Kinder und die Angst vor der Reaktion des Umfelds, um Vertrauensbrüche und Vertrauensvorschuss. Vor allem aber geht es um den Erfahrungsaustausch der Gruppenteilnehmer*innen und das Gefühl, mit dieser Lebenssituation nicht alleine zu sein. Die Dokumentation konzentriert sich ausschließlich auf die Sicht der Angehörigen. Im Vordergrund der Berichterstattung stehen nicht der Täter oder die Tat, sondern das subjektive Erleben der betroffenen Eltern.

Das Feature bietet eine große Chance, der gesellschaftlichen Tabuisierung der Thematik rund um die Inhaftierung entgegenzuwirken.

Das vollständige Feature finden Sie ab dem Sendetermin unter:  https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiofeature/index.html

Nähere Auskünfte erhalten Sie bei der Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten im Treffpunkt e.V.: https://www.treffpunkt-nbg.de/bai.html

 

Autorin: Beate Wölfel, Sozialpädagogin im Treffpunkt e.V.