Freiheit wagen. Alternativen zur Haft

Vom 25.-27.11 hat die Fachwoche Straffälligenhilfe unter dem Titel „Freiheit wagen. Alternativen zur Haft“ in Mainz stattgefunden. Veranstaltet wurde die Tagung vom EBET, der Diakonie Deutschland und der KAGS.

Die Veranstalter stellen fest, dass in Deutschland immer noch zu viel eingesperrt wird, obwohl die Freiheitsstrafe das letzte Mittel sein sollte, auf das die Justiz zurückgreift (Ultima Ratio). Dabei wurde das Thema aus sozialwissenschaftlicher, politischer, ethischer und sozialarbeiterischer Perspektive betrachtet. Referiert wurde beispielsweise darüber, dass ein Trend zu einer punitiveren Haltung des Staats zu sehen sei. Insbesondere in der Hinsicht, dass das Justizsystem sich von einem reaktiven zu einem proaktiven System entwickelt habe. Dabei werden Menschen in Risikogruppen eingeteilt und so eine Überwachung gerechtfertigt – potentielle Gefährder. Auch die Problematik der Ersatzfreiheitsstrafe wurde thematisiert. Gerade Menschen mit multiplen Problemlagen können häufig eine Geldstrafe nicht bezahlen und müssen dann eine Ersatzfreiheitsstrafe antreten, wodurch sich ihre Situation noch verschlimmert. Individuell angepasste Hilfeleistungen und -maßnahmen wären für diese Gruppe sinnvoller als ein Freiheitsentzug.

Ferner wurden Alternativen zur Haft vorgestellt wie beispielsweise eine elektronische Fußfessel, die mit einem Wochenplan ausgestattet ist, der auf den Träger/die Trägerin und deren Alltag angepasst ist. Der Wochenplan wird mit dem/der zuständigen Bewährungshelfer/in erstellt und einmal wöchentlich findet ein persönliches Treffen statt, um zu gucken, ob Änderungsbedarf besteht. Dabei wird mit der Fußfessel überprüft, ob der abgestimmte Plan befolgt wird. Im Zusammenhang mit der Ersatzfreiheitsstrafe wurde die stärkere Fokussierung einer Ableistung der Strafe durch gemeinnützige Arbeit oder die Geldverwaltung hervorgehoben.

Zudem wurden verschiedene Arbeitsgruppen angeboten, die sich unter anderem mit Restorative Justice, Justizvollzug in freien Formen oder Reduzierung der U-Haft beschäftigten und die Möglichkeit zu regen Diskussionen boten.

Ein Tagungsband mit allen Vorträgen sowie weiteren thematischen Beiträgen soll nächstes Jahr erscheinen.

Die Bundestagung der BAG-S findet alle drei Jahre im Wechsel mit der Fachwoche Straffälligenhilfe statt. Das nächste Mal vom 17.-18.11.2020 im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn. Der vorläufige Arbeitstitel lautet Drogen - Kriminalisierung / Entkriminalisierung. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich diesen Termin vormerken möchten.

Weitere Informationen zur Fachwoche finden Sie hier

Einen Podcast mit Thomas Galli zum Thema Alternativen zum Gefängnis finden Sie unter folgendem Link: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/jurist-thomas-galli-kritisiert-den-strafvollzug-in-deutschland 

Eine Reportage über alternatives Strafen finden Sie unter diesem Link: https://www.arte.tv/de/videos/086138-032-A/re-knast-ohne-gitter/