Einladung zur zentralen Veranstaltung der Aktionstage Gefängnis 2019

Wenn Menschen inhaftiert werden, sind sie häufig bereits gesundheitlich geschwächt. Mit Vollzug der Freiheitstrafe steigt das Risiko von Infektions- und Suchterkrankungen. Ein Gefängnisaufenthalt beeinträchtigt Körper und Geist. Nicht nur die Gefangenen selbst sind betroffen, sondern auch deren Partner, Kinder und Freunde.

Der Alltag im Gefängnis ist zwangsläufig gesundheitsgefährdend. Er fordert den Verzicht auf Autonomie und verlangt weitgehende Anpassung und Unterordnung an geschriebene und ungeschriebene Regeln von Angestellten und Mitgefangenen. Das Selbstwertgefühl und die Lebensenergie leiden darunter. Sexuelle Kontakte sind in höchstem Maße eingeschränkt. Bedrohungs- und Gewalterfahrungen schaffen zudem ein Klima der Angst und des Misstrauens, das eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit behindert. Die Wahrnehmung der eigenen Machtlosigkeit, die quälende Einsamkeit und Monotonie des Gefängnislebens legen sich wie ein Schatten auf die mentale Gesundheit der Betroffenen. Der Anteil seelischer Erkrankungen liegt innerhalb der Gefängnismauern wesentlich höher als außerhalb. Daher ist – solange es noch Gefängnisse gibt – eine Verbesserung der psycho-therapeutischen und psychiatrischen Erkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten von Menschen im Strafvollzug in Deutschland dringend erforderlich. Dabei sollten ebenso die Unterstützungs- und Betreuungsangebote für die Angehörigen von Inhaftierten, insbesondere auch für deren Kinder, berücksichtigt und ausgebaut werden. Die Aktionstage Gefängnis 2019 haben sich zum Ziel gesetzt, Öffentlichkeit und Politik insbesondere auf die psychischen Belastungen hinzuweisen, die der Institution Gefängnis geschuldet sind oder durch diese verstärkt werden.

Die Veranstaltung thematisiert hauptsächlich die psychischen Belastungen von Inhaftierten, denen sie täglich ausgesetzt sind, und lädt zur Diskussion ein. Unter anderem mit:

Lydia Halbhuber-Gassner, Fachreferentin, Sozialdienst katholischer Frauen in München.

Klaus Jünschke, Autor und ehemaliger RAF-Häftling, 1988 begnadigt.

Andreas Konstantinidis, Dipl. Psychologe, Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel.

Manuel Matzke, Häftling in der JVA Zeithain und Vertreter der Gefangenen Gewerkschaft/BO.

Sabine Hüdepohl, Dipl. Psychologin, Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin.

Moderation: Prof. Dr. Heino Stöver, Leiter des Institut für Suchtforschung in Frankfurt am Main.

Jede und jeder ist herzlich eingeladen, sich mit Fragen und Anmerkungen an der Diskussion (Fishbowl) zu beteiligen.

Veranstaltungsende: Ca. 20 Uhr

Die Veranstaltung findet am 01. November 2019 um 17 Uhr im Museum des Kapitalismus, Köpenicker Straße 172 in Berlin statt.

Eine Übersicht über die bundesweiten Aktionen finden Sie hier.