BAG-S Infodienst zu „Straffällig gewordene Frauen“ erschienen

Frauen sind eine Minderheit im Strafvollzug und in der Straffälligenhilfe. In Deutschland verbüßen 3.321 weibliche Inhaftierte gegenüber 56.746 männlichen Inhaftierten eine Freiheitsstrafe im geschlossenen Vollzug. So erfreulich die geringe Zahl weiblicher Gefangener aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist, so unerfreulich ist die Tatsache, dass die Justizverwaltung den besonderen Bedarfen von Frauen im Strafvollzug noch immer kaum Rechnung trägt.

Im Gegenteil, die Verlagerung der behördlichen Zuständigkeit für die Vollzugsgestaltung vom Bund auf die Länder, scheint, so die Schlussfolgerung unserer Autorin Alice Bredthauer in „Frauenstrafvollzug: Von der Ländersache zur Nebensache?“, bisher der fachlichen Forderung nach einem eigenständigen, spezifischen Frauenvollzug eher zuwider zu laufen als sie zu unterstützen.
Vor diesem Hintergrund erscheint es angebracht, sich der Grundlagen der Sozialen Arbeit mit straffällig gewordenen Frauen zu vergewissern. Die Mitglieder des Fachausschusses „Straffällig gewordene Frauen“ der BAG-S haben die diesbezüglichen Qualitätsstandards aus dem Jahre 1999 überarbeitet. In diesem Heft stellen sie ihre Empfehlungen für eine frauenspezifische Beratungsarbeit als Werkstattpapier zur Diskussion. In einem weiteren Beitrag beschäftigt sich die Bewährungshelferin Marianne Hösl mit der Frage, wie sich die soziodemographischen Profile weiblicher und männlicher Probanden voneinander unterscheiden und welche Rückschlüsse für die Praxis sich daraus ziehen lassen. Berres, Jelinek und Potthoff nähern sich dem hoch tabuisiertem Thema „sexueller Missbrauch durch weibliche Täterinnen“ auf empirische Weise an und analysieren die Angebote der Stadt Köln in diesem Arbeitsfeld. Wichtig war es uns  zumindest einen exemplarischen Einblick  in spezifische Beratungs- und Behandlungsangebote für straffällig gewordene Frauen zu ermöglichen. In diesem Kontext berichten die Mitarbeiterinnen der Frauenstation der Vitos Klinik Hadamar über ihr therapeutisches Konzept im Maßregelvollzug. Die Autorinnen setzen sich mit der Frage auseinander, warum es im Sinne des Gendermainstreamings von Bedeutung ist, getrenntgeschlechtlich zu behandeln. Ferner stellt die Beratungsstelle Görlitz ihr frauenspezifisches Angebot des Sozialen Trainingskurses für Täterinnen häuslicher Gewalt vor und berichtet der Sozialdienst katholischer Frauen Köln über die Betreuung von schwangeren Inhaftierten in der JVA Ossendorf. Hinzuweisen ist nicht zuletzt auf Eva-Verena Kerwiens Rezension von Rita Heverkamps "Frauenvollzug in Deutschland".

Der Informationsdienst Straffälligenhilfe erscheint dreimal jährlich und kostet im Abonnement 12 Euro pro Jahr. Bestellen können Sie ihn mit diesem Formular oder per Mail.