Der AWO Bundesverband hat ein Positionspapier zum Thema Armut herausgegeben. In dem Papier „Selber schuld? Analyse der AWO von strukturellen und institutionellen Armutsursachen“ stellt die Arbeiterwohlfahrt Armut als gesellschaftlich bedingtes Problem dar. Dem Wohlfahrtsverband kommt es darauf an, die strukturellen und institutionellen Ursachen von Armut in unserer Gesellschaft zu identifizieren. Nur so könne diese besser verstanden und bekämpft werden. Aus den Ergebnissen der Analyse sollen politische Forderungen abgeleitet werden, um eine „echte Armutsbekämpfungspolitik“ (S.5) anzuregen.
Ein weiteres Ziel des Papiers ist es, individuelle „Risikofaktoren“, also persönliche Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft zu Benachteiligungen führen, von „Armutsursachen institutioneller und struktureller Art“ zu unterscheiden, um zu verdeutlichen, dass Armut in erster Linie nicht als individuelles Verschulden betrachtet werden darf (S.6).
Auf den Seiten 82 bis 84 widmet sich die AWO dem Risikofaktor „Straffälligkeit“ und nennt drei strukturelle und institutionelle Ursachen, die zu einem erhöhten Armutsrisiko bei Inhaftierten und Entlassenen führen: die Praxis der Ersatzfreiheitsstrafe; den Ausschluss aus der gesetzlichen Rentenversicherung und den Ausschluss aus der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Die AWO spricht sich dafür aus, dass die Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafe überprüft werden sollte. Hintergrund: Die Möglichkeiten einer Ratenzahlung und/oder einer Umwandlung der Strafe in gemeinnützige Arbeit werden aktuell noch nicht ausgeschöpft. Darüber hinaus fordert die AWO die Justizminister der Länder auf, Gefangene in die gesetzliche Rentenversicherung und in die Kranken- und Pflegeversicherung einzubeziehen, um Armut im Alter entgegen zu wirken und die Resozialisierung zu fördern, denn Gesundheit sei „eine wichtige Voraussetzung für die weitere Integration in die Gesellschaft“ (S.83).
Positionspapier zur Analyse von strukturellen und institutionellen Armutsursachen