Macht Wohnen arm?

Eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes kommt zu dem Ergebnis, dass Wohnen unter den gegenwärtigen Bedingungen vielerorts und millionenfach arm macht. Ursache sind die Wohnkosten, die vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen besonders belasten. Tendenziell gilt: Je niedriger das Einkommen, desto höher die relativen Ausgaben für das Wohnen. Bezogen auf das verfügbare Einkommen ist die Ungleichheit höher. Die im Alltag erlebte Armut ist größer.

Die Studie folgt der konventionellen Armutsmessung, wonach jede Person als einkommensarm gilt, die mit ihrem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen des Haushaltes - inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, andere Transferleistungen oder sonstige Zuwendungen.

Die Berechnung von wohnkostenbereinigter Armut unterscheidet sich von dieser Definition nur in einem entscheidenden Punkt: Von diesem Einkommen werden die gesamten Wohnkosten vom Einkommen eines Haushaltes abgezogen. So entsteht ein um Wohnkosten bereinigtes Nettoeinkommen eines Haushaltes.

Das Ergebnis: Ein Fünftel der Menschen (21,2 Prozent) haben ein verfügbares Einkommen unterhalb der Armutsschwelle. In allen Bundesländern ist ein solches Maß an Wohnarmut festzustellen. In Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt ist der Anteil der unentdeckten Armut besonders groß. Deutlich höhere Armutsquoten ergeben sich aus dieser Perspektive auch bei den Alleinerziehenden (36 Prozent), jungen Erwachsenen (31 Prozent), erwerbslosen Menschen (61,3 Prozent) und alleinlebenden Menschen (37,6 Prozent), insbesondere im Rentenalter (41,7 Prozent).

Wohnen macht arm. Kurzexpertise. Von: Greta Schabram, Jonas Pieper, Andreas Aust, Katja Kipping, Joachim Rock.