EBET-Fachverband: Studie zur Situation wohnungsloser Menschen

Gemeinsam haben der Evangelische Bundesfachverband für Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe und die Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) eine erste systematische Lebenslagenuntersuchung wohnungsloser Menschen durchgeführt.

Die Erhebung ist repräsentativ für die akut wohnungslosen erwachsenen Menschen, die Hilfe in den bundesweiten diakonischen Einrichtungen der Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe erhalten. Wohnungslose Menschen wurden anhand von objektivierbaren Kriterien nach ihrer materiellen Situation, Gesundheit, nach Wohnen, Sicherheit und sozialen Netzwerken gefragt. Außerdem wurden sie auch um eine subjektive Einschätzung dieser Dimensionen gebeten. Das Ergebnis: Viele Befragte schätzen sich subjektiv belasteter ein als die objektivierbaren Daten hergeben. Gut die Hälfte (52,2 %) der befragten 1.135 Wohnungslosen befindet sich objektiv in einer mittleren Lebenslage, knapp ein Drittel (28 %) in einer schlechten oder sehr schlechten. Knapp 2/3 der obdachlos auf der Straße lebenden Menschen leben in einer unterdurchschnittlichhen Lebenslage.

Haupteinflussfaktor auf die Lebenslage der Befragten ist die existenzielle und ontologische Sicherheit, also das Gefühl, dass das eigene Leben sicher, berechenbar und geschützt ist. In der Untersuchung wird dieser Faktor abgebildet über die tatsächliche Wohn-/ Übernachtungssituation und die subjektive Wohnzufriedenheit, das subjektive Sicherheitsgefühl und den Zugang zu medizinischer Versorgung.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Erhebung ist, dass die individuellen Einschätzungen wohnungsloser Menschen beim Sprechen über Wohnungslosigkeit zukünftig noch mehr berücksichtigt werden müssen.

Mit dieser Studie weisen Diakonie Deutschland, EBET und die Alice Salomon Hochschule Berlin auf die Komplexität der Lebenslage wohnungsloser Menschen und die Notwendigkeit von nachhaltigen Konzepten hin, Benachteiligungen abzuwenden. „Das Recht auf ein menschenwürdiges Wohnen sehen wir hier empirisch bestätigt“, so die Verantwortlichen. „Egal, welches Geschlecht, welche Staatsangehörigkeit, welches Alter und welche individuelle Biografie - Wohnungslosigkeit verletzt die Menschenwürde jedes Einzelnen, missachtet individuelle Grundrechte und schadet unserer gesamten Gesellschaft. Konzepte zur Überwindung von Wohnungslosigkeit gibt es. Was wir brauchen, ist der gemeinsame Wille, Wohnraum für alle zu schaffen und ihn insbesondere für besonders verletzliche Menschen zugänglich zu machen. Dazu braucht es die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen ebenso wie von Vermietervereinigungen, Mieterbünden und Freier Wohlfahrtspflege. Denn Wohnen ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht.“

Weitere Informationen:

www.ebet-ev.de/nachrichten-leser/erste-systematische-untersuchung-der-lebenslagen-wohnungsloser-menschen.html